Autor: Heiner Flassbeck

Der arme Javier Milei: Von allen (österreichischen) Geistern verlassen

Die Financial Times berichtet in einem interessanten Artikel über die argentinische Währungsstrategie. Offenbar hat sich der Präsident Javier Milei dazu entschlossen, sein Hauptgewicht bei der Bekämpfung der Inflation auf den sogenannten Anker-Ansatz (anchor approach) zu legen. Ankeransatz heißt, dass man die eigene Währung gegenüber einer stabilen Währung wie dem US-Dollar so zu steuern versucht, dass die Abwertung der eigenen Währung deutlich geringer ist als es der Inflationsdifferenz zum Ankerland entspricht. Gab es bisher eine Abwertung von monatlich zwei Prozent, die schon nicht ausreichte, um die Inflationsdifferenz auszugleichen, soll nun die Abwertungsrate auf ein Prozent pro Monat gesenkt werden.

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Deutschland: Superrezession, aber keine technische Rezession

Das hat es auf dieser Welt noch nicht gegeben: Die Wirtschaft eines Landes, die nach offiziellen Rechnungen seit einigen Jahren keinerlei Dynamik zeigt, sondern vor sich hindümpelt, weist zwar zwei Jahre lang keine technische Rezession aus (also keine zwei Quartale hintereinander, in denen die Wirtschaft schrumpfte), aber es gab trotzdem eine Superrezession, nämlich zwei volle Jahre hintereinander, in denen die Wirtschaft schrumpfte.

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Noch einmal: Die österreichische Leere

Ein Leser macht mich darauf aufmerksam, dass Philipp Bagus, den ich als Beispiel für die österreichische „Theorie“ der Volkswirtschaftslehre erwähnt hatte, in einem Video auf meine Kritik des Sparens angesprochen wird. Er versucht, auf die von Balthasar Becker aufgeworfene Frage nach der Bedeutung der Finanzierungssalden zu antworten. Doch die Antwort ist, es war nicht anders zu erwarten, mehr als dünn. Er behauptet einfach, wenn mehr gespart würde, würde auch automatisch mehr investiert. Und weil Investitionen ja auch Ausgaben seien, stelle Sparen kein Problem dar.

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Die sogenannte österreichische Schule der Volkswirtschaftslehre – und ihre dünnen Inhalte

Immer wieder hört man, jemand sei Anhänger der österreichischen Schule der Volkswirtschaftslehre und das klingt irgendwie geheimnisvoll. Es klingt in den Ohren vieler so, als gäbe es neben der neoklassischen und der keynesianischen Lehre noch eine kleine, aber feine Ökonomik, die ganz besondere Einsichten hat. Insbesondere die Liberalen und die Libertären (also die Radikalliberalen) berufen sich fast immer auf diese Schule und verbreiten den Eindruck, das, was die österreichische Schule wisse, sei in der üblicherweise vertretenen Neoklassik nicht verbreitet, von den anderen wie den Keynesianern ganz zu schweigen.

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Rastlos, ratlos und sinnlos – die Komplexität der modernen Welt überfordert die Politik

Was tut man, wenn einem die Probleme über den Kopf wachsen? Man steckt den Kopf in den Sand oder man flüchtet sich in hektische Aktivität, die man als die Lösung aller Probleme verkauft. Unsere Politiker wählen fast immer die zweite Variante und sie scheitern regelmäßig kläglich. Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und die USA sind offenbar nur noch regierbar, wenn einer wie Donald Trump den Menschen weismacht, man müsse nur die richtigen und möglichst unverrückbare Vorurteile haben, um alles „great again“ zu machen.

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Argentinien: Der libertäre Messias und seine Propheten

Es ist in den libertären Kreisen, in denen Christian Lindner regelmäßig verkehrt, chic geworden, auf die „Erfolge“ des vor einem Jahr gewählten argentinischen Präsidenten zu verweisen und damit den Eindruck zu erwecken, auch hierzulande könnte eine Schocktherapie angemessen sein. Der argentinische Präsident Javier Milei wird in den liberalen Himmel gehoben, bevor man überhaupt einen gut begründeten empirischen Beleg dafür vorlegen kann, dass seine Radikalkur positive Wirkungen zeigt. Selbst der nicht minder libertäre Elon Musk wird immer wieder als Bruder im Geiste von Milei herangezogen, wohl um zu zeigen, wieviel Geld man verdienen kann, wenn man die richtige Gesinnung hat. 

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