Autor: Heiner Flassbeck

Macht oder Buchhaltung?

Joachim Nanninga hat in seiner Replik auf meine Antwort zu seiner These sehr klar herausgearbeitet, worum es bei unserer Kontroverse geht. Es geht im Kern um die Frage, ob man Positionen einer Bilanz als Verbindlichkeiten (Schulden) bezeichnen sollte, wenn der Schuldner in keiner Weise wie ein normaler Schuldner zu betrachten und zu behandeln ist. Im Fokus steht dabei die Zentralbank als „Schuldner“. Wir hatten beispielhaft die Schweizer Nationalbank (SNB) in den Blick genommen, die, um eine Aufwertung des Schweizer Franken zu verhindern, mit von ihr (aus dem Nichts) geschaffenen Franken in großem Stil US-Dollars und Euro kauft. 

Eine letzte Bemerkung zur Kontroverse mit Joachim Nanninga

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Die deutschen Leistungsbilanzüberschüsse: Fehlschlüsse und Fehlschüsse

Angesichts heftiger Interventionen der amerikanischen Regierung kann sich Deutschland nicht mehr vor einer Diskussion seiner Leistungsbilanzüberschüsse drücken. Doch statt ernsthaft zu diskutieren, was Donald Trump den Deutschen vorwirft, sind wieder einmal die Nebelwerfer ausgerückt. Man muss sich nur das Machwerk der Tagesschau zu dem Thema zu Gemüte führen, um zu ahnen, dass alles und jedes aufs Tapet darf, wenn es nur in die „richtige Richtung“ geht.

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Die Geldökonomie: Warum Exportrückgänge höhere Staatsdefizite erfordern

Donald Trump begegnet den globalen Ungleichgewichten in den Leistungsbilanzen mit Zöllen, Industriepolitik und Protektionismus. Die Folge: Die USA importieren weniger billige Güter – das externe Angebot schrumpft. Deutschland hingegen verliert externe Nachfrage – weil weniger exportiert werden kann. Die geopolitische Neuausrichtung hat eine zentrale makroökonomische Konsequenz für Deutschland: Wenn die externe Nachfrage wegbricht, muss sie durch inländische ersetzt werden. Andernfalls geraten Wachstum und Beschäftigung unter Druck. Die Verantwortung liegt nun bei der Politik. Sie muss entschlossen gegensteuern – mit höheren Ausgaben, dauerhaften Defiziten und einer Strategie, die keine neuen Ungleichgewichte schafft, sondern das globale Gleichgewicht wiederherstellt.

Ein Gastbeitrag von Jan Frederik Moos

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Doppelte Buchführung, Saldenmechanik und wissenschaftliche Erkenntnis

Joachim Nanninga hat aus der Sichtweise einer konsistenten doppelten Buchführung meine Aussagen zur Schweizer Nationalbank (SNB) überprüft und findet heraus, dass es bei dieser Sichtweise keinen Vermögensaufbau gegeben hat. Die Operation, bei der die SNB zuerst US-Dollars und danach amerikanische Staatsanleihen über fast zwanzig Jahre in einem ungeheuren Ausmaß gekauft hat, erscheint dort als vermögensneutral. Das ist aus einer ökonomischen Perspektive ohne Zweifel falsch. 

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Diskussionsbeitrag zu H. Flassbecks Analyse des Geld- und Währungssystems mit besonderer Berücksichtigung des Franken und der Schweizer Notenbank

Ein Goldesel, der nur Gewinne, aber keinen Verlust machen kann? Heiner Flassbeck kritisiert, dass Zentralbanken wie die SNB mit selbst geschaffenem Geld reale zinstragende Vermögenstitel erwerben und daraus Gewinne erzielen – scheinbar ohne eigene Kosten. Mein Beitrag nimmt seine Provokation ernst und beleuchtet, wie moderne Zentralbankbilanzen tatsächlich funktionieren, ob „Verluste“ und „Gewinne“ in diesem Kontext entstehen und womöglich anders zu verstehen sind als im normalen Geschäftsleben – und weshalb es gefährlich sein kann, Systemlogik mit Gerechtigkeitsfragen zu vermengen. Dabei wird ein zentrales Ziel verfolgt: die Trennung von systemischer Analyse und normativer Bewertung als Voraussetzung für eine konstruktive Weiterentwicklung des internationalen Geld- und Währungsregimes.

Ein Gastbeitrag von Joachim Nanninga

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Kabinett Merz: Juristen können alles, Nicht-Juristen auch – außer Justiz

Es gibt in Deutschland immer wieder die Diskussion darüber, ob die Minister einer Bundesregierung etwas von dem Fach verstehen sollten, für das sie auserkoren sind. Überwiegend wird, so mein Eindruck, in den Medien und in der Politologie der Standpunkt vertreten, Fachexpertise sei unwichtig. Typisch dafür etwa ein Politologe, der explizit sagt: „Fachexpertise ist unwichtig. Fachleute können sogar eher ein Problem sein, wenn sie meinen, alles besser zu wissen.“ Ein Minister, so die gängige Meinung, könne sich einarbeiten und er brauche nur gute Mitarbeiter, um erfolgreich zu sein. Das ist grundfalsch.

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Kann Wolfgang Münchau mit beunruhigenden, tiefer liegenden Ungleichgewichten Leistungsbilanzsalden erklären? 

Wolfgang Münchau gehört im angelsächsischen Raum zu den gefragten Stimmen, wenn es makroökonomischen Erklärungsbedarf gibt. Er war bei dem Spiegel und der Financial Times präsent und ist Kolumnist des britischen New Statesman. Im Youtube-Kanal UnHerd hat er in einem Gespräch zur US-amerikanischen Zollpolitik Stellung genommen und sieht das Defizit-Land USA im Handelskrieg gegenüber den Überschuss-Ländern im Vorteil.

Ein Gastbeitrag von Joachim Nanninga.

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Die unverstandene Leistungsbilanz

Bei der Diskussionen über den Handel und die Handelssalden, die von Donald Trump ausgelöst worden sind, zeigt sich häufig, dass eine statische Betrachtung der Leistungsbilanzsalden vorgenommen wird nach dem Motto, ist doch gut, wenn man mehr Güter einführt als man ausführt, dann steigt doch der Wohlstand (so beispielsweise auch Maurice Höfgen im beiliegenden Video ab Minute 21). Das ist falsch. Das ist eine Sichtweise, die das Entstehen von Überschüssen und Defiziten ausblendet und deswegen die Dynamik des Prozesses, um den es geht, nicht erfassen kann. Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen im Anhang dazu noch einmal drei Stücke, die ich 2018 aus Anlass von Trump 1 geschrieben habe.

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