Von Frankreich nach Deutschland: Die peinlichste Grenzkontrolle der Welt

Dieser Tage habe ich wieder einmal von Frankreich kommend die deutsch-französische Grenze passiert. Mitten in dem Europa, das sich schon vor Jahrzehnten vorgenommen hatte, allen Bürgern freien Zugang zu jedem Land zu gewähren, wird die Autobahn auf eine Spur gezwängt, sobald man sich der deutschen Grenze nähert. Dobrindt lässt grüßen. Die Deutschen geben vor, Grenzkontrollen zu machen und verursachen jeden Tag kilometerlange Staus. 

Tatsächlich aber gibt es gar keine Kontrolle. Wenn der Stau nur lang genug wird, lässt man PKWs und LKWs weitgehend unbesehen durchfahren. In meinem Fall standen vier Polizisten schwer bewaffnet an der Kontrollstelle, aber mindestens zehn Meter vom Verkehr entfernt und würdigten den Verkehr kaum eines Blickes.  Was sollten sie auch tun? Würden sie versuchen, wirklich etwas zu kontrollieren, wäre der Stau schnell von zwei auf zehn Kilometer angeschwollen und das halten die Polizisten – vernünftigerweise – nicht für eine angemessene Maßnahme, weil sie wissen, dass auch das ihre Chance, jemanden wegen illegaler Einreise zu stellen, kaum erhöht. 

So ist das mit der bayrischen Symbolpolitik. Auf eine Anfrage aus dem Bundestag musste die Bundesregierung eingestehen, dass diese genialen Maßnahmen bis jetzt schon 80 Millionen Euro gekostet haben, von der verlorenen Arbeitszeit derer, die im Stau stehen ganz zu schweigen. Hinzu kommen die Kosten der Abwesenheit der Polizisten an den Orten, wo sie wirklich gebraucht werden. Polizeibeamte, die dumm an der Grenze herumstehen, statt ihre eigentliche Arbeit zu machen, sind unglaublich teuer. 80 Millionen für viel weniger als nichts, und das Ziel der Maßnahmen, die Zurückweisung ohne Ansehen der Person, ist zudem rechtswidrig (wie hier gezeigt). 

Die größten Kosten aber sind ohne Zweifel diejenigen, die dadurch entstehen, dass man mit solchem Schwachsinn Europa auf Dauer kaputtmacht. Wer von Deutschland nach Frankreich fährt, ist ein freier europäischer Bürger, wer umgekehrt fährt ist ein potenzieller Schleuser, dem man mit Maschinenpistolen drohen muss. Ich wette, dass jeder Franzose, der in diese Kontrollschlange gerät, insgeheim ahnt, dass mit diesen Deutschen auch 75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg kein wirkliches Europa zu haben ist. Vielleicht wird er deswegen beim nächsten Mal nationalistisch wählen, weil ein unwissender bayrischer Sturkopf schon wieder alles vergessen hat, was für ein paar kurze Jahre selbst seine Partei gelernt hatte.