Zinsen runter!

In der Europäischen Währungsunion sind, wie Eurostat gerade meldet, die Verbraucherpreise im Oktober nur noch um 2,9 Prozent gestiegen. Nachdem in den Vormonaten schon für einige Länder Raten unter zwei Prozent verzeichnet wurden, stehen für den Oktober auch für Deutschland beim europäisch harmonisierten Index nur noch 3 Prozent in der Statistik

Damit tritt fast exakt das Szenario ein, das Friederike Spiecker und ich bereits im März dieses Jahres beschrieben hatten. Was nichts anderes heißt, als dass man ohne weiteres schon im Frühjahr erkennen konnte, dass es keine wirkliche Inflation in Deutschland und Europa gegeben hat, sondern lediglich temporäre Preissteigerungen, deren deutliches Abflachen seit Langem für jeden objektiven Beobachter zu erkennen war.

Spätestens jetzt ist klar, dass die EZB und all jene Inflationswarner fundamental falsch lagen, die so getan haben, als gäbe es seit dem vergangenen Sommer einen gefährlichen Inflationsprozess, der nur mit einer durch die EZB inszenierten Bremsung der Konjunktur zu stoppen wäre. Die darauf folgenden Zinserhöhungen durch die EZB haben schon jetzt enormen Schaden angerichtet. 

Angesichts der Rezession in Deutschland und der drohenden Rezession in ganz Europa, ist es unumgänglich, dass sich die Spitzen der deutschen und der europäischen Politik unverzüglich mit der Spitze der EZB zusammensetzen, um die sich abzeichnenden deflationären Gefahren anzusprechen und auf eine rasche Kehrtwende der Geldpolitik zu drängen. 

Wenn die EZB noch weiter mit einer Entscheidung in Richtung deutliche Zinssenkung wartet, kann die übrige Politik nicht mehr verhindern, dass die Wirtschaft nicht nur in diesem, sondern auch im nächsten Jahr schwer in Mitleidenschaft gezogen wird. Wer jetzt schweigt, ist unmittelbar mitverantwortlich für die gewaltigen Schäden, die diese fehlgeleitete Politik mit sich bringt[1]


[1] Dieser Text ist fast wortgleich im August 2023 schon einmal erschienen. Nur die Zahlen sind aktualisiert.