Investitionen und Institute: Warum man systematisch danebenliegt

Ich habe schon im Oktober 2022 darauf hingewiesen, dass die Investitionstätigkeit in Deutschland der kritische Punkt ist und zugleich von den professionellen Prognostikern maßlos optimistisch eingeschätzt wird. 

Gestern ist die neue Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsforschungsinstitute erschienen und, wie zu erwarten, wird die Investitionstätigkeit wiederum maßlos optimistisch eingeschätzt. Noch im Frühjahr 2024 haben diese Institute unterstellt (wie die erste Abbildung zeigt), dass die Investitionen in Ausrüstungen von 2022 bis 2025 fast durchgehend zunehmen – nur unterbrochen von einem kleinen Rückgang von 1,8 Prozent im Jahr 2024. Insbesondere im Prognosebereich, hier also vom Sommer 2024 an, geht es immer aufwärts, wie es die schwachblauen Balken auf der rechten Seite im Prognosebereich anzeigen. 

Die Wirklichkeit, die gestern von den Instituten dargeboten wurde, sieht „ein klein wenig“ anders aus. Es gibt nun drei Jahre hintereinander (2023 bis 2025), in denen die Investitionen in Ausrüstungen absolut sinken (die grauen Querstriche auf der linken Seite der Graphik). In der Spitze, im Jahr 2024, sind die Investitionen um über fünf Prozent gesunken.

Doch genau jetzt, wie könnte es anders sein, beginnt das Wunder. Ab dem dritten Quartal 2025, also schon heute, geht es aufwärts, und das ununterbrochen bis zum Ende des Prognosezeitraums im Jahr 2027 (dennoch ergibt sich für das Jahr 2025 insgesamt ein Minus von 2,1 Prozent, weil das erste Halbjahr eine schlichte Katastrophe war). 

Dieser Optimismus ist durch nichts begründet. Die deutsche Wirtschaft ist extrem fragil und kann jederzeit wieder abstürzen. Der ifo-Index für September, der ebenfalls in dieser Woche veröffentlicht wurde, zeigt das nur allzu deutlich. Er sinkt wieder, obwohl fast alle Prognostiker fest damit gerechnet hatten, dass die Wirtschaft die Talsohle durchschritten hat.

Das Ganze zeigt, dass Prognosen sinnlos und gefährlich sind, denen eine ungeeignete Theorie zugrunde liegt. Die Institute sind unisono auf dem falschen Dampfer, weil es für sie keine Makroökonomik und damit keine Nachfrageschwäche gibt. Früher gab es einmal wenigstens ein Institut, das gegen den Mainstream argumentierte und die Diskussion offengehalten hat. Doch wer will das schon? Eine Meinung genügt – und wenn die falsch ist, dann werden wir die Wirklichkeit so lange verdrehen, bis unsere Meinung wie die Wahrheit aussieht. Und das können wir genauso gut wie Donald Trump.