Milei, der Marktradikale, braucht staatliche Hilfe!

Ein Leser schreibt mir gestern Abend zu einer unerwarteten Wende in Argentinien:

Lieber Herr Flassbeck,

ich möchte Sie auf eine bemerkenswerte und fast ironische Wendung in der aktuellen Argentinien-Debatte aufmerksam machen.

Vor wenigen Stunden erklärte der amerikanische Finanzminister, er werde alles daransetzen, den argentinischen Peso zu stabilisieren – und betonte ausdrücklich, dass „alle Optionen auf dem Tisch“ lägen. Man kann sich die Szene kaum ausdenken: Ausgerechnet der libertäre Präsident Milei, der in seinen Reden stets den Staat verteufelt und das „freie Spiel der Marktkräfte“ als Lösung aller Probleme preist, ist nun in der Praxis auf das Eingreifen staatlicher Institutionen angewiesen.

Es wirkt geradezu paradox, dass Milei de facto bei der amerikanischen FED um Unterstützung bettelt, um Nachfrage nach dem Peso zu erzeugen und damit einen Währungskollaps zu verhindern. Die von ihm eingeleitete radikale Liberalisierung des Devisenmarktes hat genau das bewirkt, wovor die ökonomische Erfahrung immer gewarnt hat: massives Herdenverhalten und den drohenden Absturz der Landeswährung.

Damit bestätigt sich in Echtzeit, was Sie seit Jahren betonen: dass „freie Märkte“ in Währungsfragen eine gefährliche Illusion sind und dass staatliche Steuerung unverzichtbar bleibt, wenn man Stabilität sichern will. Was soll ich dazu noch sagen? Er hat wahrscheinlich gemerkt, dass seine libertäre Ideologie gescheitert ist. Learning by doing!

Mit besten Grüßen